Beschreibung
„Gott“ scheint der bedeutsamste Terminus des Monotheismus zu sein und eine überragend wichtige Rolle im Judentum, Christentum und Islam zu spielen. Grundlegend in diesen Religionen dürfte die Annahme sein, daß „Gott“ sich auf ein transzendentes Wesen bezieht, daß „Gott“ also ein referierender resp. Bezug nehmender Terminus ist und einen transzendenten Bezug bzw. Referenten hat. Dies könnte – sprachphilosophisch betrachtet – der Fall sein, sofern „Gott“ ein Eigenname ist, eine eindeutig identifi zierende Kennzeichnung oder ein Bündel von solchen Kennzeichnungen abkürzt, wenn „Gott“ ein deiktischer resp. pronominaler Ausdruck ist oder es sich um einen Titel handelt. Aber es gibt auch sog. leere Namen wie „Pegasus“, die keinen Bezug haben, leere und damit referenzlose, nur scheinbar eindeutig etwas identifi zierende Kennzeichnungen (wie „das gefl ügelte Pferd“) und leere Titel („der erste Kaiser von Amerika“). Und Referenten deiktischer Ausdrücke kann man zeigen – transzendente Wesen hingegen nicht. Daher stellt sich die Frage, ob „Gott“ ein Bezug nehmender Ausdruck ist oder nicht. Sollte sich kein Referent dingfest machen lassen können, scheint „Gott“ kaum als logisches Subjekt fungieren zu können, bei dem nachzuvollziehen ist, worüber in Aussagen etwas ausgesagt wird. Dann aber wären Aussagen über Gott allesamt unklar. Der Autor Apl. Prof. Dr. Wulf Kellerwessel, Philosophisches Institut RWTH Aachen. Zahlreiche Publikationen zur Sprachphilosophie und Religionsphilosophie.